Schatzalp

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August 1939

Willkommen zum 3. Teil des Schatzalp-Blogs, geschrieben von Dr. William Lee

Die zwei Wochen zwischen dem 28. Juli und dem 11. August 1939 scheinen in Da-vos recht ereignisreich gewesen zu sein, so dass wir einiges interessantes Material haben, mit dem wir arbeiten können. Viele der Ereignisse standen natürlich im Zu-sammenhang mit dem Tag der Eidgenossenschaft (1. August), und es macht Spass, einen Blick darauf zu werfen, wie dieser wichtige Feiertag vor 81 Jahren begangen wurde. Es waren nur sechs Schweizer Gäste auf der Schatzalp zu Gast, aber ich bezweifle nicht, dass ihre Landsleute, die aus 19 anderen Ländern kamen, sich ihnen bei der Feier dieses Ereignisses angeschlossen haben. Ich selber erinnere mich an ein wunderbares Eidgenössisches Abendessen auf der Schatzalp vor rund zwanzig Jahren. Das Essen wurde auf der heutigen Terrasse des SnowBeach Res-taurant serviert, und der Concierge brachte mich mit einer pensionierten Literatur-professorin zusammen – einer wirklich charmanten Frau aus Deutschland. Sie er-zählte mir von ihrem Leben als Teenager während des Zweiten Weltkriegs und wie sie die illegalen Radiosendungen von Thomas Mann aus Amerika gehört hatte. Für mich als Historiker und Literaturliebhaber war das fantastisch, und es war nur eine von vielen solchen Begegnungen, die ich im Laufe der Jahre dort hatte.

Die zwei Wochen zwischen dem 28. Juli und dem 11. August 1939 scheinen in Da-vos recht ereignisreich gewesen zu sein, so dass wir einiges interessantes Material haben, mit dem wir arbeiten können. Viele der Ereignisse standen natürlich im Zu-sammenhang mit dem Tag der Eidgenossenschaft (1. August), und es macht Spass, einen Blick darauf zu werfen, wie dieser wichtige Feiertag vor 81 Jahren begangen wurde. Es waren nur sechs Schweizer Gäste auf der Schatzalp zu Gast, aber ich bezweifle nicht, dass ihre Landsleute, die aus 19 anderen Ländern kamen, sich ihnen bei der Feier dieses Ereignisses angeschlossen haben. Ich selber erinnere mich an ein wunderbares Eidgenössisches Abendessen auf der Schatzalp vor rund zwanzig Jahren. Das Essen wurde auf der heutigen Terrasse des SnowBeach Res-taurant serviert, und der Concierge brachte mich mit einer pensionierten Literatur-professorin zusammen – einer wirklich charmanten Frau aus Deutschland. Sie er-zählte mir von ihrem Leben als Teenager während des Zweiten Weltkriegs und wie sie die illegalen Radiosendungen von Thomas Mann aus Amerika gehört hatte. Für mich als Historiker und Literaturliebhaber war das fantastisch, und es war nur eine von vielen solchen Begegnungen, die ich im Laufe der Jahre dort hatte.

Zu diesem Zeitpunkt vor 81 Jahren markierten die Davoser Blätter mit dieser An-kündigung den Beginn des Feiertags: “Am kommenden Dienstag wird der Schwei-zerische Nationalfeiertag eine festliche Stimmung über unser Hochtal legen, wenn am Abend die Höhenfeuer von den Bergen leuchten und eine eindrucksvolle Feier auf der grossen Eisbahnder Bevölkerung die Wichtigkeit des Tages vor Augen führt”. [].

Hier sind die neuen Nummern für Nationalität, Geschlecht und Titel:

105 Gäste

54 Frauen, 51Männer

6 Adelstitel (1 Baron, 1 Marquis, 1 Marquise, 2 Gräfinnen, 1 Graf)

11 Berufstitel (10 Ärzte, 1 Direktor)

  1. England (17)
  2. Deutschland (14)
  3. Portugal (14)
  4. Irland (8)
  5. Spanien (8)
  6. Frankreich (7)
  7. Belgien (6)
  8. Schweiz (6)
  9. Holland (4)
  10. Jugoslavien (4)
  11. Niederländisch-Ostindien (3)
  12. Indien (3)
  13. Rumänien (3)
  14. Österreich (2)
  15. Tschechoslowakei (1)
  16. Finland (1)
  17. Ungarn (1)
  18. Irak (1)
  19. Italien (1)
  20. Syrien (1)

Ich weiss mit absoluter Sicherheit, dass auf der Schatzalp derzeit deutsche, portu-giesische und schweizerische Staatsbürger wohnen, aber kommt einer von Ihnen aus einem der anderen Länder auf der Liste? Oder sind Sie vielleicht ein Arzt oder eine Baronin? Wenn ja, dann können Sie stolz darauf sein, dass Sie ein moderner Vertreter einer gut etablierten Schatzalp-Demografie sind. Und wenn Sie keiner der oben genannten Kategorien angehören, dann herzlichen Glückwunsch zur Erweite-rung der Schatzalp-Gemeinschaft!

Zurück zur Gästeliste: Wir stellen fest, dass die Zahl der Gäste gestiegen ist, von 100 auf 105 im Laufe der letzten zwei Wochen, und dies trotz der Tatsache, dass es neun Abreisen gab.

Die Abgänge waren:

  1. Miss Nina Corry (England)
  2. Frau K. Olimsky (Germany)
  3. Herr Dr F. Olimsky (Germany)
  4. Baron d’Hooghvorst (Belgium)
  5. Baroness d’Hooghvorst (Belgium)
  6. Miss Dorothy White (Calcutta, India)
  7. Mme U. Troianos (Romania)
  8. Mrs Katherine Pittar (England)
  9. Mons Candido Sequeira (Portugal)

Diejenigen unter Ihnen, die den vorherigen Blog-Beitrag gelesen haben, werden sofort bemerken, dass Baron d’Hooghvorst tatsächlich abgereist ist, und der Zeit-punkt deutet stark darauf hin, dass seine Schwester, die Baronin, eigens zur Schatzalp gekommen war, um ihn zur Hochzeit seines Sohnes Emmanuel zu be-gleiten – zweifellos ein glücklicher Anlass, und ich freue mich, dass er gehen konnte!

Tatsächlich war die Mehrheit (5) der Ausreisenden nur kurze Zeit im Sanatorium gewesen und waren selbst eindeutig keine Patienten. Herr Sequeira liess Herrn Sequeira Cantinho zurück (ich nehme an, es waren Vater und Sohn), und Frau Pittar verliess Herrn Pittar. Herr und Frau Olimsky gingen zusammen weg (ich kann bestätigen, dass Frau Olimsky nicht “mit den Füssen voran” gegangen ist, wie man sagt, weil ihr Name auf einer späteren Liste wieder auftaucht).

Nina Corry und Dorothy White faszinieren mich beide – Miss Corry war ab dem 14. Juli 1939 der Gast mit der längsten ununterbrochenen Aufenthaltsdauer, und sie war mindestens seit Januar 1937 auf der Schatzalp! Miss White, deren Aufenthalt recht kurz war, kam den ganzen Weg von Kalkutta hierher. Doch nun sind sie plötz-lich gegangen, ohne uns eine Nachsendeadresse zu hinterlassen. Es scheint be-sonders ominös in Bezug auf Miss Corry, aber wer weiss? Hoffen wir, dass sie unter guten und glücklichen Umständen abgereist sind!

Was die Ankünfte anbelangt, so waren sie den Abflügen 14 bis 9 zahlenmässig überlegen. Also ein ziemlicher Zustrom, wirklich! Auch hier überwiegen die familiä-ren Verbindungen: Herr Dr. van Haeften ist Frau van Haeften dicht auf den Fersen. Vielleicht hatte ihn zunächst etwas daran gehindert, sie zu begleiten.

Herr und Frau Monk waren, glaube ich, entweder ein Ehepaar oder ein Sohn und seine Mutter. Die L’Honneux kommen zu uns als eine kleine Familiengruppe: Mon-sieur Charles, Madame Gabrielle und Mademoiselle FrançoiseIch kann durch ihre Anwesenheit auf späteren Listen bestätigen, dass Mlle, ohne Eltern, die Leidende war, wie man annehmen würde. Aber mehr zu diesem Thema in späteren Raten. Ah, wie gerne hätte ich Fotos von ihnen allen – Gesichter zu den Namen, die so abstrakt wirken können. Gibt es irgendwelche van Haeftens, Monks oder L’Honneuxs, die dies lesen? Das wäre fantastisch!

Pierre und Amande Cuypers sind jetzt angekommen, oder besser gesagt, zurück-gekehrt, da sie auch auf früheren Listen erscheinen, auf denen ihre Heimat als Java identifiziert wird. Er war der Leidtragende, und sie selbst war nicht ständig zu Hause, obwohl sie von Zeit zu Zeit auftaucht, so dass ich denke, man kann mit Sicherheit sagen, dass sie nicht den ganzen Weg nach Hause gegangen ist! Ich frage mich, ob sie ihre Freizeit mit ihrer Landsfrau, Emmy Lion, verbracht haben? Mynheer Peeperkorn würde sich vielleicht über dieses kleine Kontingent seiner Landsleute freuen!

Schliesslich waren sowohl die Marquise de Benicarló als auch Frau Gloria Fernandez Villota in Verbindung mit dem Marquis de Benicarlóanwesend. Aber ich werde im Moment nicht mehr über sie sagen, denn der Marquis ist Gegenstand un-seres aktuellen biografischen Profils, das Sie am Ende des Blogs finden, direkt vor der Gästeliste.

Die Davoser Blätter haben in der Ausgabe vom 28. Juli eine sehr hilfreiche Gaststatistik veröffentlicht, aus der wir erfahren, dass das Wetter für diese Jahreszeit “unfreundlich” war, wie man hinzufügen könnte, ebenso wie die allgemeine Stimmung in Europa. Aber die Zahlen blieben bemerkenswert stabil. Am 20. und 21. Juli 1938 hatte es in Davos 3446 Übernachtungsgäste gegeben, und am selben Tag des Jahres 1939 waren es 3400. Von diesen 3400 waren 2044 Schweizer. Deutschland stellte das grösste Kontingent ausländischer Besucher (706), gefolgt von den Niederlanden (235) und England (130). Das entsprach, wie Sie sehen, nicht dem Nationalitätenverhältnis auf der Schatzalp, wo die Engländer die Deutschen verdrängten und die Holländer nur Platz 9 von 20 waren. Aber es ist kein Geheimnis, warum es in Davos so viele Holländer gab und auf der Schatzalp nur so wenige, nämlich mit einem eigenen Sanatorium. Aus der gleichen Ausgabe der Blätter erfahren wir, dass das niederlän-dische National-Sanatorium gerade den Grundstein für einen Erweiterungsbau ge-legt hatte, denn: “Seit einigen Jahren sind die Aufnahmeanträge … so zahlreich, dass es ganz unmöglich war, alle, die kommen wollten, unterzubringen”.

So auch Frau Kleinhoonte, Frau Opsomer und die neu angekommenen van Haef-tens auf der Schatzalp, weil sie nicht rechtzeitig in das niederländische Sanatorium eingelassen werden konnten. Möglicherweise, obwohl es sicherlich gute Gründe gab, die Schatzalp zu bevorzugen – es ist der Luxus, die elitäre Kundschaft und der weltbekannte Chefchirurg.

Übrigens, was die Nationalitäten betrifft, bin ich bei meinen Recherchen in dieser Woche auf eine interessante Statistik gestossen. Offenbar hatte Lissabon im Jahr 1935 mit 432 Todesfällen pro 100.000 Einwohner die höchste Tuberkulose-Todesrate aller Grossstädte in Europa. Die nächsthöchste war Athen mit 409.* Na-türlich wissen wir nicht, wie viele, wenn überhaupt, der Schatzalp-Gäste aus Portu-gal aus Lissabon kamen, oder ob diese erschreckende Sterblichkeitsrate bis 1939 zurückgegangen war, aber ich fand sie dennoch bemerkenswert. Unklar bleibt, wa-rum es in den anderen Davoser Sanatorien im Vergleich zur Schatzalp so wenige Portugiesen gab.

Doch nun zu den Niederländern und Portugiesen… Die Davoser British Association hielt ihre Generalversammlung am 8. August im britischen Vizekonsulat ab, das dass Haus am Kurpark besetzte. Zweifellos war dies angesichts der sich ver-schlechternden Situation in Europa ein recht feierlicher Anlass. Vorerst blieb Davos jedoch ein beliebtes Kur- und Erholungsziel für die Engländer, die einen eigenen kleinen Stadtteil mit der anglikanischen St.-Lukas-Kirche und dem Hotel Angleterre besassen. Letzteres existiert leider nicht mehr, aber anscheinend war es am 1. Au-gust 1939 der Ort, an dem man sein sollte! Sowohl in deutscher als auch in engli-scher Sprache wurde angekündigt, dass das Hotel seinen “jährlichen Sommer-Golfclub-Tanz am Abend des Konföderationstages” mit Tanzbeginn um 21.00 Uhr abhalten würde, wofür das “Parsenn-Orchester” engagiert worden war.

Ich konnte bisher noch nichts über das Orchester herausfinden, aber das Angleterre wird in einer kommenden Ausgabe eine wichtige Rolle spielen, da es das Hotel war, in dem Grossfürst Dimitri Romanov seine erste Nacht in Davos verbrachte, bevor er sich einen Platz auf der Schatzalp sicherte.Ich kann mir nicht vorstellen, dass es inzwischen vielen Gästen der Schatzalp gelungen ist, sich entweder zum Golfclub-tanz oder zum Feiern auf der umgenutzten Eisfläche zu verdrücken.

Die französischsprachigen Leserinnen und Leser fanden die gleichen Informatio-nen zum Tag der Konföderation im Courrier de Davos, der auch einen charmanten Artikel über Davos enthielt, der ursprünglich in l‘Indépendance Belgeveröffentlicht wurde. Anscheinend war M. Fast, der Chefredakteur dieser Zeitung, ein grosser Fan von Davos und schrieb:

“E ine lange Strasse, flankiert von einer Vielzahl von Geschäften. Der Geist einer kleinen Stadt. Hotels, Gasthäuser, Bäckereien – so sieht Davos auf den ersten Blick aus. Doch das wahre Davos findet sich in der wunderschönen Parsenn-Region – Schatzalp, Weissfluhoch -, die mit der längsten Standseilbahn der Welt erreichbar ist. Das sind die wilden, lachenden Täler, wo es schön ist, in antiken Kutschen durch das Sonnenlicht getragen zu werden. Das wahre Davos ist der See, ohne Wellen auf seiner Oberfläche… Es ist das helle Licht, das Freude und ein wunder-bares Gefühl des Wohlbefindens bringt”. .

Nun, meine Übersetzung ist sicherlich nicht so elegant wie das französische Origi-nal, aber ich teile die Meinung des Autors, vor allem in Bezug auf die besondere Qualität des Lichts in Davos. Für mich ist die unbeschreibliche Einzigartigkeit von Zeit und Licht ein grosser Teil der “Magie” auf dem Zauberberg. Das bedarf einer Erklärung, nehme ich an, aber ich könnte sie kaum liefern, ohne einen ganzen Auf-satz geschrieben zu haben. Im Moment verweise ich die Leser daher einfach auf Thomas Mann, obwohl Sie zweifellos Ihre eigenen Erfahrungen mit diesen beiden Phänomenen gemacht haben, als Sie früh morgens auf Ihrem Balkon sassen oder in der Dämmerung vor dem Abendessen eine Wanderung machten.

Um nun zur biografischen Skizze dieser Woche zu kommen, möchte ich Ihnen Don Juan Guillermo Pérez Sanmillán y Fontanals, II. Marquis de Benicarló, vorstellen. Ich hoffe, er konnte sich am Konföderationstag 1939 amüsieren. Er hatte seine Frau bei sich, was den Anlass um so angenehmer gemacht haben muss (zumindest nehme ich das an), und es gab zweifellos ein grosses festliches Abendessen für die Patienten auf der Schatzalp, die es nicht zum Hotel Angleterre oder zur grossen Eisbahn schafften. Vielleicht haben sie draussen gegessen und die Lagerfeuer im Tal bewundert.

Das dritte Mitglied der kleinen Familiengruppe der Benicarlós, Frau Gloria Fernandez Villota, war offenbar eine Verwandte der Marquise, geborene Maria del Pilar Fernandez Villota.

Wir kennen Guillermos Geburtsdatum nicht, aber sein Vater, Don Juan Perez San Millan y Miquel, wurde 1868 geboren und 1905 durch königlichen Erlass zum 1. Marquis de Benicarló ernannt. Marquis de Benicarló. Er war Bauingenieur, der sich auf grosse, wasserbezogene Projekte wie Brücken und Kanäle konzentrierte. Über seinen Beruf hinaus war er aber auch Abgeordneter in den Cortes Generales, Se-nator von Valencia und ein Gentleman der Kammer am Königshof.

Guillermo wurde in Valencia geboren und scheint nicht in die Fussstapfen seines Vaters als Ingenieur oder Politiker getreten zu sein, aber er übertraf ihn am Hof und wurde Ritter des Heiligen Kelches von Valencia und 1928 “mayordomo de semana” von Alfonso XIII. Letzteres war eine traditionelle Position, die auf die Regierungszeit der Habsburger zurückgeht. Es gab keine feste Anzahl von Majordomos, und die einzige Voraussetzung war, dass der Ernannte eine Person von “hoher gesell-schaftlicher Stellung” sein musste. Ohne die Einzelheiten zu kennen, bin ich ge-neigt, spanische Majordomos mit britischen Equerries und russischen flügeladju-tanten gleichzusetzen, von denen letztere dem Zaren jeweils 24 Stunden lang als persönliche Assistenten dienen sollten. Es scheint unwahrscheinlich, dass sich der Aufenthalt des Marquis auf der Schatzalp auch nur kurz mit dem der Baronin Pauli-ne de Hooghvorst überschneidet, so dass die beiden keine Notizen über ihren Dienst als Diener von Alfons XIII. bzw. Prinzessin Clémentine von Belgien verglei-chen konnten, aber der Marquis hatte gewisse Gemeinsamkeiten mit dem bald ein-treffenden Grossherzog Dmitri Romanov, der Nikolaus II. als Flügeladjutantbesucht hatte. Wenn die beiden Männer Zeit miteinander verbracht hätten, wäre das wahr-scheinlichste Gesprächsthema Alfonso XIII. gewesen. Dmitri war dem spanischen König sehr zugetan, der nach der Revolution besonders nett zu ihm war. Als Alfonso 1919 London besuchte, verbrachten er und Dmitri ziemlich viel Zeit miteinander. Um ganz offen zu sein, muss ich jedoch hinzufügen, dass Dmitri sogar noch freund-licher zu Alfonsos Frau, Königin Victoria Eugenie, war. Die beiden pflegten während des London-Besuchs so etwas wie eine amiti é amoureuse, und “Ena” schenkte Dmitri schliesslich einen teuren Ring als Zeichen ihrer Zuneigung, in einer Umkehrung der üblichen Geschlechterrollen. Dieser Flirt fand mehr oder weniger in aller Öffentlichkeit statt und scheint Alfonso, der kaum ein treuer Ehemann war (er zeugte sechs uneheliche Kinder), nicht gestört zu haben. Die beiden Männer blieben jedenfalls gute Freunde.

Natürlich war Alfonso, wie Dmitri, dazu bestimmt, ins königliche Exil zu gehen. Die spanische Monarchie wurde 1931 abgeschafft, und Franco stellte später klar, dass er nicht beabsichtigte, sie wieder zu errichten. Was dies alles für den Marquis de Benicarló bedeutete, kann ich nicht sagen. Vor dem Ende der Monarchie war er nur drei Jahre lang Haushofmeister, aber Alfonso hat erst 1941 abgedankt, und es kann sein, dass er seinem König noch immer in irgendeiner Eigenschaft diente. Er über-lebte die Tuberkulose, oder welches Lungenleiden auch immer ihn auf die Schatzalp gebracht hatte, als er 1975 in seiner spanischen Heimat bei einem Auto-unfall starb.

Schliesslich kann ich, so unwahrscheinlich das Szenario auch erscheint, nicht um-hin zu fragen, ob der Marquis nicht von derselben grossen, schnurrbärtigen Kran-kenschwester betreut worden wäre, die Dmitri in seinen Tagebüchern erwähnt – die sich verdächtig wie ein Leibwächter verhielt. In einer alternativen Version der Ge-schichte wird behauptet, dass der Patient, der bewacht wurde, ein Flüchtling aus dem spanischen Bürgerkrieg war, in seinem Heimatland gesucht wurde und sich in Gefahr befand, ermordet zu werden. Aber abgesehen von seiner Nationalität scheint der Marquis kaum in dieses Profil zu passen!

Das war’s also mit dem 3. Blog! Ich bin mir nicht sicher, wie man am besten an den Marquis, die Marquise und Madame Fernandez Villota erinnert. Ich wollte vorschla-gen, einige Orangen aus Valencia zu essen, aber ich habe gerade entdeckt, dass sie eigentlich von einem Gärtner in Mexiko entwickelt wurden. Geniessen Sie also vielleicht einfach eine köstliche spanische Orange irgendeiner Sorte auf Ihrem Bal-kon.

Hier ist die Gästeliste:

  1. Mme Andrée Ferrand, Frankreich
  2. Herr Doctor Walter Mackh, Deutschland
  3. Herr Erwin Geist, Deutschland
  4. Mlle Laurice Antaki, Syrien
  5. Frau Marg. Hild, Austria
  6. Miss Doris W. Bartlett, England
  7. Mme Maria Ernestina Infante da Camara Martins Pereira, Portugal
  8. Mons le Dr Louis Baudrux, Belgien
  9. Mons Spiro Valerianos, Romania
  10. Mr Alphonso Zobel de Ayala, Spain
  11. Mr Manuel Aguilar Otermin, Spain
  12. Mons Guy Lefort, Frankreich
  13. Mrs Emilie Francis, England
  14. Mr Bowa Dinga Singh, Lahore, Indien
  15. Mr Frank Ingham, Austria
  16. Mme C. Valerianos, Rumänien
  17. Miss C. Howell, England
  18. Herr Dr W. Zechnall, Deutschland
  19. Mr Robert Holt, England
  20. Mme Mello Osorio, Portugal
  21. Herr Baron F. von Langenn, Deutschland
  22. Herr Dr. G. Wallach, Deutschland
  23. Kumar S. Gupta, India
  24. Frl. B. Weiss, Schweiz
  25. Mrs Georgina Rawlins, England
  26. Mlle Marie E. Alvarez, Portugal
  27. Mr Martin McGrath, England
  28. Mlle Hélène Mathieu, Frankreich
  29. Mr Oswald Müller-Dubrow, Director, Irland
  30. Mrs M.E. Müller-Dubrow, Irland
  31. Mons G. Perez-Sanmillan, Marquis de Benicarló, Spain
  32. Frau Nada Paolovic, Jugoslavien
  33. Frl. Vlasta Navratil, Kolin, Tschechoslowakei
  34. Herr P. Cunningham, Irland
  35. Herr Andreas Kammer, Ungarn
  36. Frl. S. Lackner, Deutschland
  37. Mme Candelaria Santos Suarez y Giron, Spain
  38. Mlle Carmen Creus y Santos Suarez, Spain
  39. Mr George Foreman, England
  40. Mlle Z. Manolesco, Rumänien
  41. Miss Alice O’Neill, England
  42. Mme H. Boin, France
  43. Mr M. Clenagham, Irland
  44. Mme Josefa Murteira, Portugal
  45. Frl. Nedja Krunic, Yugoslavia
  46. Mons Joâo Sequeira Cantinho, Portugal
  47. Mr James Clarke, England
  48. Mr Mario Ferreira, Portugal
  49. Miss A.C. Rouse, Irland
  50. Frau Petronella A. Kleinhoonte, Holland
  51. Frau Paula Bachem, Germany
  52. Frl. Eva-Brita Aminoff, Finnland
  53. Frl. Marg. Sachse, Schweiz
  54. Mr Vincent Reynolds, Irland
  55. Mr S.L. Chaturvedi, Calcutta, India
  56. Herr Dr H.C. Bodmer, Switzerland
  57. Mons F. Gosset, Frankreich
  58. Mons André Crouzier, France
  59. Mons Antonio Orfila, Spanien
  60. Herr Heinrich Wepf, Schweiz
  61. Frl. Emmy Lion, Niederländisch-Ostindien
  62. Frau Cecily Drummond, England
  63. Mlle Comtessa Marie Cecil de Carnide und Krankenschwester, Portugal
  64. Mons le Comte Jose de Carnide, Portugal
  65. Mme le Comtesse Tereza de Carnide, Portugal
  66. Mons Dr Julio de Vasconcellos, Portugal
  67. Herr Hans Warsitz, Deutschland
  68. Mr George Bull, England
  69. Mons Fernando Madureira, Portugal
  70. Herr Geoffroy Pittar, England
  71. Mlle Jeanne Opsomer, Holland
  72. Mr Hussein Kamil, Baghdad, Irak
  73. Mons Fernando Madureira, Portugal
  74. Mme S. Fonseca, Portugal
  75. Mr K. McFadden, Irland
  76. Mons F. du Mesnil, Frankreich
  77. Frau Lena Warsitz, Germany
  78. Mons Antonio Lopes de Fonseca, Portugal
  79. Mr John Kennagh, England
  80. Mlle Rosalia Termini, Italien
  81. Herr Dr. Hans Cornet, Deutschland
  82. Mlle Marthe Iweins, Belgium
  83. Mrs Florence Howell, England
  84. Mrs G. Solomon, England
  85. Frau Luizi Bohn, Yugoslavia
  86. Frl. Felicia Bohm, Jugoslawien
  87. Herr Dr. E. Kux, Deutschland
  88. Igitt. Generaloberin Mussiliey, Schweiz
  89. Frau Caroline von Haeften, Holland
  90. Frau Dr. Gerda Wallach, Germany
  91. Mlle G. Humbert, Schweiz
  92. Herr Dr. Jonkheer van Haeften, Holland
  93. Frau L. Bierman, Deutschland
  94. Mrs Ph. Monk, England
  95. Mr. Eric Monk, England
  96. Mons Andre Gilles, Belgien
  97. Mlle Francoise Lhonneux, Belgien
  98. Mme Gabrielle Lhonneux, Belgien
  99. Mons Charles Lhonneux, Belgium
  100. Herr Dr. P. Cuypers, Dutch East Indies
  101. Frau Amande Cuypers, Dutch East Indies
  102. Herr Nathaniel Hone, Irland
  103. Frl. Hanna Montfort, Germany
  104. Mme Marquise de Benicarló, Spain
  105. Mme Gloria Fernandez Villota, Spain

*Siehe: Goldberg, Benjamin, ed., Klinische Tuberkulose“Kapitel 1: Epidemiologie der Tuberkulose”, von Godias J. Drolet, F.A. Davis Co., Philadelphia, 1946

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