Schatzalp

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Geschichte des Alpinums Schatzalp

Geschichte des Alpinums Schatzalp

Ein Überblick über die Geschichte des Alpinums Schatzalp
Das Alpinum Schatzalp in Davos ist der einzige private anerkannte Botanische Garten in Graubünden. Genau genommen begann die Geschichte des Gartens vor 114 Jahren.

Die Schatzalp war ein Sanatorium für tuberkulose Kranke, und 1907 wurde das erste Alpinum südwestlich des heutigen Hotels von Dr. Neumann initiiert. Man wollte damals wohl den tuberkulosekranken Menschen Zerstreuung und die Schönheit der Alpenpflanzen nahe- bringen. Die Patienten waren meist nicht in der Lage, höher in die Berge zu wandern, so brachte man die Pflanzen zu ihnen. Es gehörte in der Zeit zum guten Ton, sich auch mit der heimischen Flora auseinanderzusetzen. So entstanden in den Alpen damals sogenannte «Alpineums».

Ein Stück «Zauberberg»
Nach der Entdeckung des Penizillins und dem damit verbundenen Rückgang der Patientenzahlen wurde aus dem Sanatorium ein Hotel. Schon in der Zeit davor wurden damals Nutzpflanzen auf der Schatzalp angebaut. Im Standardwerk «Das Pflanzenleben der Alpen» von Schroeter in der Ausgabe von 1908 steht der Hinweis, dass der beste Rhabarber auf der Schatzalp wächst. Leider gibt es kaum tieferes Wissen über die Gartenanlagen aus der Zeit, lediglich auf alten Fotos und im «Zauberberg» von Thomas Mann wird hier und da beiläufig auch etwas über die Pflanzen auf der Schatzalp unter dem Pseudonym des Zauberbergs gesprochen. Nur war Thomas Mann kein Botaniker und beschrieb Arten, die damals hier gar nicht vorkamen. Auch verwechselte er die eine oder andere Art. Der «Zauberberg» ist eben ein Roman und kein botanisches Werk.

Erweiterung im Guggerbachtal
Ab 1967 /68 findet man dann etwas tiefer gehende Informationen. Im Winter war eine Lawine das Guggerbachtal herabgesaust und richtete beträchtliche Schäden an. Zu der Zeit war bereits ein Alpengarten in Planung und ein Standort in der Nähe des heutigen «Thomas-Mann-Platzes» ausgespäht. Man entschied sich jedoch um und wählte nach der Lawine das sowieso aufzuräumende Guggerbachtal hierfür aus. 1972 wurde der Garten im Guggerbachtal eröffnet. Er hiess von da an das «Neue Alpinum». Das Alte Alpinum wurde renoviert und einfachhalber im Namen so belassen. Das Neue Alpinum wurde vom Schaffhauser Landarzt Dr. H. Lichtenhahn (Schwager der Familie Miller) und den Alpenpflanzen-Gärtnerei-Spezialisten Max und Hans Frei aus Wildensbuch, aus der Schaffhauser Umgebung kommend, geplant. Mithilfe des Försters M. Stecher und seiner Unterhaltsgruppe (Tiroler) wurde der Plan umgesetzt. Das Ganze wurde später erweitert, wobei die Technikcrew der Schatzalp half.

Aufstieg zum renommierten Garten
H. Lichtenhahn war ein begeisterter Kenner der heimischen Flora und mit Familie Frei befreundet. Man richtete unterschiedliche kleine Pflanzfelder wegbegleitend ein, umrandete sie mit vorhandenen Steinen und bepflanzte die Felder. Lernte, verbesserte und umsorgte den Garten. Von Anfang an spielten nicht nur Wildarten, sondern auch Kulturformen im Garten eine Rolle. Sie wurden gleichzeitig als Mutterpflanzen für die Gärtnerei genutzt. Die Aufgaben des Hotelgärtners G. Pöschel wurden erweitert, er pflegte den Garten. Freis besuchten den Garten, wann immer es ihre Gärtnerei zuliess, es wurde nachgepflanzt und weitere Beete ergänzt.

Man bekam eine Sammelgenehmigung, um die raren alpinen Pflanzen aus der Gegend in den Garten zu holen. 1984 tagten die Leiter der botanischen Gärten der Schweiz auf der Schatzalp, von da an war das Alpinum ein anerkannter botanischer Garten. Hans und Elsbeth Frei wurden Mitglieder bei den Schweizer botanischen Gärten. (Hortus Botanicus Helvetia, HBH). Ihr Wissen wurde geschätzt und gefragt. Auf der Schatzalp wurden Vorträge gehalten, kleine Seminare entwickelt und Exkursionen durchgeführt.

Streicheltiere statt Pflanzen
Doch es kamen unruhige Zeiten auf das Hotel und damit auch auf den Garten zu. Das Hotel war in eine wirtschaftliche Schieflage geraten, und der Garten wurde vernachlässigt. Im «Alten Alpinum» grasten nun Ziegen, die den Gästen als Streicheltiere angeboten wurden. Die Ziegen richteten entsprechenden Schaden an. Das «Neue Alpinum» wurde so gut es ging gepflegt, es verwilderte etwas. Um das «Neue Alpinum» zu retten, gründete sich 1992 ein Verein. Ab da an wurde wieder gejätet und eine botanische Woche ins Leben gerufen. Man unternahm nebst den Pflegearbeiten Exkursionen in der Umgebung, die ja auch heute einiges an botanischen Kostbarkeiten zu bieten hat.

Mit der Zeit liess die Pflege wieder etwas nach. Gärtner Pöschel wurde pensioniert, und die in Davos ansässigen Gärtner Tschopp und Müller sowie Hotelangestellte retteten so gut es eben ging Pflanzen und Garten. Aus der botanischen Woche wurde das auch heute noch zelebrierte botanische Wochenende. Hans Frei suchte und fand in seinen ehemaligen Obergärtner Klaus Oetjen einen Gärtnermeister, der ab 2004 von denneuen Schatzalpbesitzern Pius App und Erich Schmid eingestellt wurde.

Renaissance des Alpinums
Als erstes wurden der Hotelbereich überarbeitet und das «Alte Alpinum» renoviert. Stück für Stück wurde der Garten erweitert und neu aufgebaut. Oetjen legte ein neues Konzept über den Garten. Die Kulturpflanzen wachsen nun im «Historischen Alpinum» und die Wildpflanzen im «Guggerbachtal-Alpinum». Im Guggerbachtal gliedert sich der Garten in einen intensiven und in einen naturbelassenen, extensiven Bereich. Viele heimische Arten wurden hinzugewonnen, und das Sortiment wurde und wird weiter aufgebaut. Von Mai bis Oktober sind die Gärten geöffnet und erfreuen sich eines grossen Zuspruchs. Die Besucherzahlen steigen weiter.
Heute ist der Garten auf etwa fünf Hektar angewachsen und beherbergt über 5000 Arten und Sorten. Mit Sorten werden die Kulturpflanzen, also auch Züchtungen, beschrieben. Es gibt Tausende verschiedenster und seltenster Pflanzen aus den Gebirgen unserer Erde auf dem «Zauberberg». Das «Alte Alpinum» heisst nun «Historisches Alpinum» und das «Neue Alpinum» heisst «Guggerbachtal-Alpinum». Weitere Gärten und Gärtchen wie auch eine kleine Gehölzsammlung sind im Schatzalp-Waldpark entstanden und umrahmen das ehrwürdige Jugendstilhotel. Jede Pflanzung, ja jede Pflanzen-Gattung, jede Art kann eine ganz eigene Geschichte erzählen. Diese werden bei den unterschiedlichsten Führungen durch die Gärten und vor allem in der botanischen Woche, die nun erneut ins Leben gerufen wurde, mit Anekdoten versehen erzählt.

Die wohl grösste Eisenhut-Sammlung Europas
Dennoch gibt es weiter viel zu tun, jetzt wird die Etikettierung der Pflanzen in Angriff genommen. Eine arbeitsaufwendige und kostspielige Angelegenheit. Still und heimlich ist eine der bedeutendsten Pflanzen-Sammlungen in Europa entstanden. So wachsen im Alpinum über 300 verschiedene Enziane, 80 verschiedene Edelweissarten und Sorten. Zurzeit entsteht wohl gerade die grösste Eisenhut-Sammlung Europas. Weitere Sortimentsschwerpunkte würden diesen kleinen Artikel bei Weitem sprengen. Ab Mai blühen täglich neue Pflanzenarten, und die Pracht zieht sich ohne Unterbrechung bis in den herbstfärbenden Oktober hinein. Es hat sich eine wunderbare, naturnahe, artgerechte Pflanzenkultur auf der Schatzalp entwickelt. Die Führungen durch die Gärten werden immer begehrter, und Vereinigungen wie die Inter­nationalen Staudengärtner (ISU), die Schweizer Staudenfreunde und die Schweizer Landschaftsgärtner trafen sich schon im Alpinum. Gerade vorKurzem meldete sich Hortus Botanicus Helvetia nun wieder für eine General­versammlung für 2024 an.

Davoser Zeitung 10.07.21

BALD

wieder geöffnet

Ab dem 7. Dezember öffnet die Bahn sowie das Panoramarestaurant das Hotel ab dem 15. Dezember bis zum 30. März 2025